Für den VTV Freier Grund war es das erste Jahr in Kooperation mit dem Kreisjugendring, um gemeinsam den Israel-Handballaustausch zu organisieren. Das bunt gemischte Programm versprach einiges. Die zehn Tage wurden von den Betreuern und Organisatoren abwechslungsreich gestaltet und vergingen für die Jungs und Mädels natürlich viel schneller als erhofft.
Besonders zu Beginn lag der Fokus auf der Region Siegen-Wittgenstein. Unsere Gäste sollten das Siegerland und die oft unterschätzten Sehenswürdigkeiten unserer Heimatstadt kennenlernen! Dementsprechend fanden die ersten Tage nach der Anreise in der Region statt, inklusive Kennenlernen in der Jugendbildungsstätte Wilgersdorf und Stadtrallye mit anschließender Shoppingtour quer durch Siegen. Und auch ein offizieller Termin durfte nicht fehlen, denn so hohen Besuch begrüßt Landrat Andreas Müller, der nach jahrelanger Austausch-Erfahrung mit deutschen wie israelischen Betreuern schon längst per du ist, gerne persönlich!
Auch die Geschichte und Kultur Deutschlands und ganz besonders unserer Region kamen im Programm nicht zu kurz. Teilnehmer wie Betreuer hatten großen Spaß bei der Erkundung eines ehemaligen Eisenbergwerks in der „Grube Bindweide“, in der wir viel über die Arbeitsbedingungen im historisch wichtigsten Wirtschaftszweig Westdeutschlands lernen konnten. Nebenbei entwickelte sich in den niedrigen Stollen ein neuer Volkssport, bei dem es im Wesentlichen darum ging, wer sich häufiger an der Decke stoßen konnte… Zum Glück wurden uns Helme zur Verfügung gestellt!
Doch der Austausch beschäftigt sich seit seiner Entstehung auch mit schwierigeren geschichtlichen Themen. Im EL-DE Haus in Köln erhielten wir eine Führung durch das alte Gestapo-Hauptquartier der Stadt, wenige Tage später besichtigte die Gruppe die ehemalige „Heilanstalt“ in Hadamar. Diese wurde vom Nazi-Regime als geheimes Vernichtungslager für Behinderte, geistig Kranke und auf sonstige Weise nicht ins Bild der nationalsozialistischen Ideologie Passende verwendet. Über der Auseinandersetzung mit diesen zwei konkreten Beispielen für die dunkelste Stunde unserer Geschichte stehen immer die unbeschreiblichen Verbrechen, die das Deutsche Reich am jüdischen Volk begangen hat. Dass deutsche und israelische Jugendliche trotz dieser enormen historischen Belastung miteinander umgehen können wie beste Freunde und Jahr für Jahr Kontakte und Freundschaften fürs Leben knüpfen, ist das denkbar beste Beispiel für Völkerverständigung und Gemeinschaft.
Neben Führungen und Vorträgen standen aber auch eine ganze Menge Spaß und Ausflüge auf dem Programm. Mit der Zahnradbahn auf den Drachenfels, Fußballgolfen in Vinxel, gemeinsames Bogenschießen, Klettern im Hochseilgarten Bad Marienberg – für Unterhaltung war bestens gesorgt. Und so unglaublich es klingt: Zwischen all diesen Programmpunkten blieb trotzdem noch genug Zeit, um der Bezeichnung „Handball- bzw. Sportaustausch“ Rechnung zu tragen. Neben mehreren gemeinsamen Trainings fand vor allem das große Handballturnier statt, an dem neben dem VTV und unseren israelischen Gästen auch der TuS Ferndorf, der TV Schmallenberg und die JSG Eiserfeld/Siegen teilnahmen.
So war es dann nicht überraschend, dass beim Abschiedsabend in Wilgersdorf und ganz besonders am Flughafen in Frankfurt ein paar Tränen flossen. Der einzige Trost während des traurigen Abschieds war der bevorstehende Gegenbesuch in Israel: Die Vorbereitungen für nächsten April laufen bereits, schon bald werden Details wie Reisezeit und Flugverbindungen feststehen. Denn nach zehn spannenden und ereignisreichen Tagen in Deutschland wird es Zeit, auch Israel gemeinsam zu erleben!