Ballett: Feurige Bewegungskunst

100 Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Klaas verzauberten mit Bewegungsstürmen das Herdorfer Publikum im Doppelpack. Es wurde gehüpft, auf Zehenspitzen getanzt, gerannt, in den Spagat gegangen, sich phantasievoll ausgepowert und nach Herzenslust gespielt.

100 Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Klaas im VTV Freier Grund hatten am vergangenen Samstag und Sonntag in ihrem traditionellen Winterevent sichtlich Spaß. Heuer unter dem Titel „Die Kunst der Bewegung“ konnten sie sich stilvoll in phantasievollen ästhetischen Bewegungen ausdrücken. Die zwischen E- und U-Musik unvermittelt hin und her wechselnden Collagen boten dem Publikum ständig wechselnde Eindrücke. Bei gegensätzlichen Bewegungen wurde die Kraft der einen Bewegung zur Energiequelle der nächsten. Da ging es zur Attacke beim temperamentvollen russischen „Trepak“. Beim „Growing up Londinium“ fühlte man sich durch die chaotisch gestalteten Bewegungen an den Brexit erinnert. Von Würde, Anmut, aber auch Leichtigkeit geprägt war das „Menuett“. Viele Zuschauer entzücken besonders atemberaubende Hebefiguren, aber der Pas de deux bot sogar noch mehr. Die Partner tanzten harmonisch miteinander und brachten in Gänze eine fließende und grazile Bewegung aufs Parkett. Beim Jazztanz wurden aus einem tiefen Körperschwerpunkt die verschiedenen Körperteile wunderbar gegeneinander bewegt. Bodennahe Bewegungen rudernden  Armbewegungen und Hüftsprüngen sah man beim „Hip Hop Mix“. Beim „Pray” wurde ausdrucksstark dargestellt wie der menschliche Seelenmüll im Gebet bei innig gefalteten Händen nach oben, zu Gott, abgegeben werden kann. „Vogue“ erinnerte an die typischen Posen von Models in der gleichnamigen Pariser Modezeitschrift. Heiterkeit strömte in die voll besetzten Zuschauerreihen beim “Bourrée, einem fröhlichen Barocktanz aus der Auvergne . Tänzerische Wellen bewegten sich bei „Waves“ im Auf und Ab über die Bühne und stellten so den Bezug zu der verworrenen Liebesbeziehung im gleichnamigen Lied von Dean Lewis her. Rhythmisch melodiöse Ballettmusik von Aloisius Ludwig Minkus versprühte so viel Charme, dass die Zuhörer wohlmöglich am liebsten aus dem Parkett auf die Bühne gestiegen wären und einfach mitgetanzt hätten. Nach einem Jazz Mix zum Abschluss sah man eine strahlende Beate Klaas auf der Bühne, die nach über dreißig Jahren nichts von ihrer Begeisterung für „handgenähte“ Bewegungskunst (die Robe erstellte die Chefin selbst mit Unterstützung von Brigitte Geisler, Sabrina Jung und Janine Müller) verloren hat. Unter ihrer Leitung, assistiert von Tochter Miriam Capito und Janine Müller, verzauberten die Mädels und Jungs der Ballettschule das Herdorfer Publikum über alle Maßen und legten sich bei der Luftigkeit der Bewegungen manchmal so stark in die Kurve wie Silbermedaillengewinnerin Jaqueline Lölling auf ihrem Skeleton im Kreisel von Winterberg. 

Bericht + Bilder: Rolf Henrichs